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- 06.10.2025 - 15:27 

Poster am schweizerischen Senologie-Kongress über die Fähigkeit von KI in der Brustkrebsdiagnostik ausgezeichnet

Am 18. September 2025 war der Lehrstuhl Health Economics, Policy and Management wiederum am schweizerischen Senologie-Kongress vertreten, der dieses Jahr im Trafo Baden in den ehemaligen Transformer-Räumlichkeiten von Brown, Boveri & Cie. stattfand. Anlässlich des gut besuchten und interessanten Kongresses wurde ein Poster über die Fähigkeit von künstlicher Intelligenz (KI) in der Brustkrebsdiagnostik im Rahmen eines Früherkennungsprogrammes präsentiert, welche sich aus der Zusammenarbeit mit der Krebsliga Ostschweiz ergeben hat. Das Poster stiess am Senologie-Kongress auf grosses Interesse und wurde mit dem Preis für das beste Poster ausgezeichnet.

Die Studie hat retrospektiv Mammografien aus dem Brustkrebsfrüherkennungsprogramm «donna» mit einem KI-Algorithmus (ProFound AI®) ausgewertet. Konkret wurden 71 Mammografien ausgewertet, welche 2 bis 3 Jahre vor einem Brustkrebsbefund erstellt wurden. Auf diesen in den Jahren 2019 bis 2021 erstellten Mammografien hatten die Radiolog*innen keinen Hinweis auf ein Brustkarzinom entdeckt, jedoch wurde bei den Nachfolgeuntersuchungen in den Jahren 2022 und 2023 Brustkrebs diagnostiziert.

Der KI-Algorithmus gab für jede Mammografie einen Case Score (Hinweis auf ein Brustkarzinom) und einen Risk Score (Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb von zwei Jahren ein Brustkarzinom entwickelt) aus.

Wichtigste Erkenntnisse:

  • 14 von 71 Fällen (19,7%) wurden von der KI retrospektiv als verdächtig eingestuft: der Case Score lag über dem bestimmten optimalen gerätespezifischen Schwellenwert (≥ 37 bei Siemens-, ≥ 16 bei Philips-Geräten). 12 dieser 14 (85,7%) Fälle wurden ursprünglich nicht in einer Konsensuskonferenz besprochen, d.h. die zwei Radiolog*innen hatten keine Auffälligkeiten erkannt.
  • Bei diesen 14 Frauen wurden später ein Brustkarzinom diagnostiziert, welches – verglichen mit den 57 Frauen, deren Mammografie von der KI nicht als auffällig gekennzeichnet wurde – häufiger einen Lymphknotenbefall vorwies und tendenziell grösser war.
  • Durch die Kombination aus Case und Risk Score hätte die KI bei fast der Hälfte der Frauen behilflich sein können, das Brustkarzinom früher zu entdecken – entweder zum Zeitpunkt der Mammografie oder durch eine frühere Nachfolgeuntersuchung.  

Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von KI dazu beitragen könnte, potenziell übersehene Karzinome früher zu entdecken und eine personalisierte, risikobasierte Screeningstrategie zu unterstützen. Damit könnte Brustkrebs häufiger in einem früheren, weniger aggressiven Tumorstadium diagnostiziert werden, was die Lebensqualität für die betroffenen Frauen verbessert.

Die Forschungsteam des Lehrstuhls und der Krebsliga Ostschweiz betont aber auch, dass zukünftige Forschung zur Integration von KI in Brustfrüherkennungsprogramme auch Interaktionen zwischen Radiolog*innen und der KI sowie genetische Risikofaktoren berücksichtigen sollten. Weitere Auswertungen über den möglichen Einsatz von KI im Rahmen vom Brustkrebsfrüherkennungsprogramm «donna» sind bereits in Arbeit.

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