Die Spitalplanung steht vor der Herausforderung, drei zentrale Ziele miteinander in Einklang zu bringen: Qualität, Wirtschaftlichkeit und Zugänglichkeit. Während die Konzentration von Leistungen die Qualität und Effizienz verbessert (z. B. durch Volumen-Outcome-Beziehungen und Skaleneffekte), kann sie gleichzeitig die Erreichbarkeit der Versorgung einschränken, insbesondere in ländlichen oder unterversorgten Regionen. Diese komplexen Abwägungen werden zusätzlich durch geografische, demografische und leistungsbezogene Faktoren beeinflusst, etwa durch Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Gebieten oder durch die spezifischen Anforderungen von Notfall- und elektiver Versorgung. Dies erfordert eine gezielte, differenzierte und ausgewogene Planungsstrategie.
In der Schweiz wurde mit der Revision des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) im Jahr 2012 ein strukturierter Ansatz für die kantonale Spitalplanung eingeführt. Dieser basiert auf Leistungsgruppen (SPLG) und Qualitätsanforderungen für Leistungsaufträge, während die hochspezialisierte Medizin (HSM) auf nationaler Ebene geregelt ist. Trotz dieser Reform sind die Gesundheitsausgaben seither weiter gestiegen – ein Trend, der sich insbesondere aufgrund des demografischen Wandels auch in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen dürfte. Gleichzeitig bestehen weiterhin Qualitätsunterschiede und eine Fragmentierung der Versorgung in verschiedenen Leistungsgruppen.
Angesichts dieser Entwicklungen zielt unser Forschungsprojekt darauf ab, fundierte, evidenzbasierte Empfehlungen für eine erneute Reform der Spitalplanung zu erarbeiten. Dabei stehen drei zentrale Fragen im Fokus:
(1) Sollten für verschiedene Leistungsgruppen alternative Planungsregionen in Betracht gezogen werden?
(2) Unter welchen Bedingungen wären Kantone bereit, für ausgewählte medizinische Leistungen eine interkantonale Planung zu verfolgen?
(3) Welche Rolle sollten Bedarfsanalysen in der Kapazitätsplanung spielen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Anpassungen der Planungsgebiete?
Durch die Beantwortung dieser Fragen möchten wir dazu beitragen, die Spitalplanung in der Schweiz weiterzuentwickeln, sodass sie sowohl eine hohe Versorgungsqualität als auch eine effiziente und bedarfsgerechte Ressourcennutzung gewährleistet.
Prof. Dr. Alexander Geissler, Dr. Justus Vogel, Dr. David Ehlig, Enqi Fu, Charlotte Schneider
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Groupe Mutuel Stiftung
Dezember 2024 – Dezember 2025